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Toxische Schulden und das Plastik im Boden

Plastik ist überall. Durch seinen langen Zerfallsprozess von mehreren hundert Jahren haben auch viele nachfolgende Generationen etwas von dem Plastik den wir heute produzieren. Was Archäologen teilweise freut, weil man das Plastikzeitalter in Böden und Pflanzen, sogar Menschen, lange nach unserem Ableben identifizieren können wird, ist ein gravierendes Problem. Denn Plastik zerfällt in immer kleinere Teile bis hin zum Nano-Plastik und wandert dann ungestört durch alle ökologischen Systeme. Bereits in der Arktis und im Blut von Ungeborenen sind Plastikbestandteile vorhanden. 

Plastik im Boden

Die Bodenforschung widmet sich dem Thema seit einiger Zeit und macht dabei positive und negative Auswirkungen des Plastiks im Boden aus. 

Positiv wirkt, das Plastikpartikel extrem verdichtete Böden zusätzliche Bewässerungsleitbahnen geben, die sonst durch die Gänge von Regenwürmern und Pflanzenwurzeln geschaffen würden. In verdichteten Böden wegen dem fehlenden Sauerstoff und der Bodendichte jedoch nicht mehr überleben können. Dies führt teilweise zu einem besseren Wachstum von Pflanzen und einer höheren Biomasse, der Pflanzen. 

Viele Größer sind allerdings die negativen Effekte

Nur bestimmte Pflanzen reagieren positiv auf mehr Plastik im Boden. Es kommt also bei einer vielfältigen Pflanzengesellschaft, wie einer Wiese, zu völlig neuen Zusammensetzungen mit entsprechend negativen und positiven Effekte auf die davon lebenden Tiere.

Zusätzlich gelangen die chemischen Substanzen mit denen Plastik behandelt wurde, wie Antiflamm-Mittel oder Weichmacher durch die vergrößerte Oberfläche der vielen Mini-Partikel leichter in die Umgebung. Durch die Anreicherung des Bodens mit Chemikalien kommt es zu sogenannten “toxischen Schulden”. Eine Analogie zur in der Naturschutzbiologie verwendeten “Aussterbeschulden”. Aussterbeschulden hat ein Habitat oder ein Gebiet dann, wenn es so gestaltet ist, dass Arten aussterben müssen, es aber noch nicht faktisch geschehen ist, weil die Lebensspanne der noch vorhandenen Individuen noch nicht vorbei ist. 

Plastik verursacht toxische Schulden

Die toxische Schuld ist dann eine Anreicherung des Bodens mit Chemikalien über einen toxischen Wert hinaus, ohne dass es bereits zu konkreten Schäden gekommen wäre. Da durch die Vielzahl der Plastikpartikel die chemischen Prozesse nicht stoppbar sind, ist eine Schädigung unvermeidbar.

Erste gesetzliche Initiativen um Platik zu begrenzen

Klärschlamm, Zerfallendes Makroplastik, bereits als Mikroplastik produziertes Plastik in bestimmten Produkten und Reifenabrieb sind einer der Hauptquellen für Plastik im Boden. 

Um den Eintrag von Mikroplastik zu begrenzen, haben die USA, Kanada, Neuseeland und Großbritannien Mikroplastik in Duschgel und Zahnpasta verboten. Schweden zieht 2018 nach.

In der EU wird es eine Kennzeichnungspflicht für abriebarme und abriebstarke Reifenmodelle geben. 

Weitere Infos zu Plastik im Boden

Überblicksstudie (engl)

Toxic Dept- toxische Schuld – Paper von Prof. Rilling et al. FU Berlin

ZDF: Mikroplastik im Boden 

FU Berlin: Mikroplastik im Boden beeinflusst Pflanzenwachstum 

Riffreporter: Versuch mit Nano-Plastik, der Pflanzen unterschiedlich beeinflusst

RillingLab auf Youtube zur Auswirkung von Mikroplastik im Boden:

englisch und pfälzisch

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