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Hamburg Hessen Rheinland-Pfalz Strategien gegen den Flächenverbrauch

Verbot von Einfamilienhäusern in Hamburg

Es gibt bundesweit eine deutliche Schieflage bei der Verteilung von Wohnraum. Großstädte wie Hamburg und Berlin boomen und haben nicht genug Wohnraum, um den Wünschen der Bewohner:innen gerecht zu werden. 

Verbot von Einfamilienhausneubau

Ein Einfamilienhaus ist dabei die teuerste als auch gesellschaftlich nachteiligste Möglichkeit in einer Großstadt zu wohnen, denn auf derselben Baufläche könnten statt einer Familie 10, 50 oder 80 Personen zu wesentlich geringeren Baukosten pro Kopf leben. Mit diesem Gedanken hat der Hamburger Senat ein Verbot vom Neubau von Einfamilienhäusern im Hamburger Norden beschlossen. 

Ähnliche Vorschläge gab es bereits von der CDU im Rheinland-Pfälzischen Mutterstadt, der SPD in Wiesbaden, dem Verband norddeutscher Wohnungsunternehmer oder indirekt durch Vorgaben zur Baudichte in vielen anderen Städten.

Sogar die Heute-Show vom 12. Feb,  ( Ab Minute 19:49) hat das Thema satirisch betrachtet und kein Zweifel daran gelassen, dass sie dem Bauen extrem kritisch gegenüberstehen.

Darüber hinaus hat der hohe Flächenverbrauch enorme Folgekosten für Landwirtschaft, Klimaschutz und Artenvielfalt.

Zusätzlich gibt es einen enormen Leerstand in Deutschland

Was sind die Gegenargumente?

Weder das soziale Argument, noch der verminderte Flächenverbrauch werden von einigen als wichtiges Thema akzeptiert. Zuletzt titelte die Welt dazu“ In Hamburg ist ein Traum linker Ideologen wahr geworden.” Das Spiegel-Interview von Anton Hofreiter, grüner Fraktionsvorsitzender im Bundestag wird gern ähnlich negativ kommentiiert und wahlkampftauglich interpretiert.

Einfamilienhaus als vermeintliche Altersvorsorge

Der Hamburger Wirtschaftsrat gibt zu bedenken, dass Wohneigentum eine wichtige und stabile Säule der privaten Altersvorsorge darstellt. Es verringere die Abhängigkeit von der staatlichen Rente, schaffe Unabhängigkeit von der Mietpreisentwicklung und sei gegenüber anderen Anlageklassen deutlich werthaltiger. Der Wirtschaftsrat sieht den Staat daher in der Pflicht, das Wohneigentum gerade in Zeiten von gesellschaftlicher Verunsicherung zu stärken. 

Dieses Argument zündet jedoch nicht. Schließlich sind eine Eigentumswohnung, der Kauf eines Altbaus oder das Leben in einem Generationenwohnhaus ebenso möglich und erstrebenswert.  Zusätzlich fällt es den allermeisten Menschen schwer im Alter “ihr” Haus zu verkaufen, um ihre Rente aufzustocken. Dann spart man sich lieber die Rente und wohnt in einem viel zu großen Haus. Teilvermietung von Einliegerwohnungen oder Geschossen um die Rente aufzubessern, sind ebenso in jeder Form von Eigentum machbar, im bereits vorhandenen Wohnbestand. 

Traum und Wirklichkeit

Zusätzlich wird häufig argumentiert, dass alle Deutschen von einem Einfamilienhaus träumen und suggeriert, dass ein Einfamilienhausverbot in ganz Deutschland droht.

Dummerweise können sich wenige Familien ein eigenes Haus in der Stadt leisten. Aktuell beginnen die Baukosten für ein Einfamilienhaus in den Ballungsräumen nicht unter einer halben Million. Derzeit besitzen nur 30 % der Familien in Deutschland ein eigenes Haus. Warum die Erfüllung von Kindheitsträumen offenbar nur sehr gut situierten Familien zugestanden wird, ist fraglich. 

Zudem sind auch viele andere Kindheitsträume nicht erfüllbar. Die wenigsten werden Astronaut, treffen den Weihnachtsmann oder wohnen auf einer Blumenwiese. Doch als emotionales Argument wird es hoch und runter gebetet. Das bringt uns bei der Lösung sozialer Ungerechtigkeit und Klimafolgen wenig weiter. 

Richtig und wichtig

Der Gedanke in den Stadtkernen oder Ballungszentren den Bau von Mehrfamilienhäusern vorzuschreiben ist zwar radikal, aber richtig. Insbesondere in Millionenstädten ist das Dorfidyll kein Wert, den man erhalten muss. Wer vom Leben mit viel Platz träumt, kann dies günstiger und leichter in ländlichen Regionen tun. Dass sich Bauverbot von Einfamilienhäusern auf Dörfer und Kleinstädte keinen Falls übertragen lässt, ist allen klar. Die stetige Vernachlässigung der ländlichen Räume durch Abzug der Bevölkerung ohne Kompensation wie Förderung  von Dorfmitten, Wiederbelebung von leerstehenden Traumhäusern und Infrastruktur sowie das dauernde Festhalten am Neubau mit Neuversiegelung ist sozial als auch ökologisch unverantwortlich.

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