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Moorrenaturierung! Aber richtig!

Im Sommer haben wir darüber berichtet, wie jede und jeder beim Moorschutz mithelfen kann. Jetzt waren wir wieder im Moor um uns von Dr. von Sengbusch  erklären zu lassen, wie man Moore richtig schützt, denn was vor ein paar Jahren noch richtig war, ist heute aufgrund des Klimawandels, falsch.

Dr. von Sengbusch, Moorexperte aus Baden-Württemberg, Foto: Jenni Follmann

Wir waren wieder im Schwarzwald, diesmal etwas nördlicher, in Kaltenbronn. Dort reichen sich gleich mehrere Moore aneinander. Der Wildsee und der Hohlohsee sind Publikumsmagneten, die häufig besucht werden. Wie das  Schwenninger Moos handelt es sich hierbei um Hochmoore, die nur durch Regenwasser bewässert werden und durch die speziellen Torfmoose den Regen lange halten. Durch die stark verlangsamte Zersetzung der dicken Moospolster zu Torf wird viel Kohlenstoff gespeichert.

Der Hohloh-See in der Herbstsonne, Foto: Jenni Follmann

Leider wurden in der Vergangenheit Moore immer wieder als landwirtschaftliche Fläche genutzt oder der Torf als Heizmaterial abgebaut. Auch heute wird noch viel Torf zur Herstellung von Pflanzenerde aus den Mooren entnommen. Um trockenen Fußes oder mit Maschinen durch das Moor zu kommen wurden sie regelmäßig mit Entwässerungsgräben getrocknet. 

Offene Fläche im Moor bei Kaltenbronn, Foto: Jenni Follmann

Hier im Breitlohmisse- Moor wurden etwa 350 Gräben hangabwärts gegraben. Da sich der abgebaute Torf trotzdem nicht ordentlich zum Heizen eignet, hat man bereits nach sechs Jahren den Abbau aufgegeben. Die Entwässerungsgräben blieben aber und schütten was das Zeug hält. Hier fließen im Winter 5l pro Sekunde aus den einzelnen Gräben. Entsprechend stark ist die Entwässerung. 

Frisch abgesperrte Entwässerungsgraben, hier sieht man den zusätzlichen Absperrdamm zum Schutz der tief versenkten Holzbohlen, Foto: Jenni Follmann

Durch den Klimawandel sinkt vor allem im Sommer die Regenmenge. Dadurch kommt es zu Hitzestress in den Mooren, so dass die Torfmoose, die nicht ausreichend von unten bewässert werden, ausbleichen und abstreben. Große Teile der Moore wachsen nicht mehr, sondern stagnieren als Moorwälder oder Heidemoore. Die Moore des Kaltenbronn bilden mit 9 mio Kubikmeter Torf das größte Torflager des Schwarzwaldes. Für den Klimaschutz ist es extrem wichtig, dass diese Torflager lebendig bleiben und das gespeicherte CO² weiterhin gespeichert bleiben. 

Rotes Besenmoos, Foto: Jenni Follmann

An der Hohlohmisse  in Kaltenbronn werden aktuelle minimal invasiv die Entwässerungsgräben geschlossen. Bis vor wenigen Jahren war es vollkommen normal bei Moorrenaturierierungen die stark wasserbedürftigen Fichten aus den Gebieten zu entfernen, um mehr Wasser im Moorboden zu halten. Die nach der Entfernung offenliegenden Flächen sind im Sommer besonders empfindlich und die Moose seit 2016 besonders stark von Austrocknungen betroffen. Die Verschattung durch Bäume zu erhalten ist heute also ein notwendiger Schritt. 

Deutlich ausgebleichtes Torfmoos, Foto: Jenni Follmann

Weiterhin werden Moorrenaturierungen oft durch große, schweren Maschienen erledigt. Die Bohlen und beliebten Kunststoffsperren müssen mit viel Kraft metertief in die Gräben gedrückt werden. Damit die Maschinen überhaupt bis zu den Grabenanfängen gelangen, werden oftmals erst Schneisen gefällt, die durch das hohe Gewicht der Maschinen den lockeren Moorboden stark verdichten und  Schneisen zerstörten Mooses hinterlassen. Hier wird viel Schaden angerichtet um die Moore zu verbessern.

Vegetation unter Wasser, Foto: Jenni Follmann

Darüber hinaus ist zusätzlicher Kunststoffeintrag ins Moor wenig sinnvoll. Es gibt sinnvolle Alternativen durch Holzbohlen, die sobald sie dauerhaft im Moor versenkt sind, nicht mehr verrotten. 

Ein schöner Blick über den Hohlohsee, Foto: Jenni Follmann

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