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Buch-Rezension: “Verbietet das Bauen”

In der Diskussion um Baugebiete, Flächenverbrauch und der immer wieder beschworenen Wohnungsnot, fehlt es einem manchmal an Argumenten und Alternativen, oft an konkreten Beispielen. Ganz besonders beim Gespräch mit Kommunalpolitiker:innen und der Öffentlichkeit. Eine ganze Batterie von Gegenvorschlägen und konkreten Beispielen gibt es in Daniel Fuhrhops Buch “Verbietet das Bauen!”. In seinem 2020 als zweite, erweiterte Auflage erschienen Buch, fasst er pointiert die entscheidenden Widersprüche und geläufigen Unwahrheiten zusammen. Seine entscheidende Erkenntnis für die derzeitige politisch Diskussion ist die fundierte Beobachtung, dass Wohnungsbau das Problem der Wohnungsnot nicht löst, sondern im Gegenteil sogar drastisch verschärft. Viele weitere, kluge Gedanken zum Bauen, seinen Folgen für Orte und Menschen finden sich hier wieder, die sich auch Fachfremden vermitteln lassen, wenn man ihnen Zeit zum Nachdenken gibt.

Die 100 Werkzeuge, die er im Anhang der zweiten Auflage nennt, sind manchmal innovativ, manchmal ganz alltäglich und manchmal albern, wie der Vorschlag einer Anti-Image-Kampagne für München oder die Umbenennung des unbeliebten Duisburg in Düsseldorf-Nord, zeigt aber die Bandbreite in der das Thema angegangen und neu gedacht werden muss. Durch seine Erfahrung als Architekt und Wohnbauforscher analysiert er viele Beispiele ehemals gut gedachter Bauprojekte, die mehr Probleme schaffen als sie lösen und findet im Gegensatz dazu kleine, unscheinbare Bauten und Projekte unserer Städte, die erstaunliches leisten.

Seine Idee der Alternativenprüfung als Voraussetzung für Abriss oder Neubau, Clusterwohnen und der Kauf von leerstehenden Immobilien durch Nachbarngemeinschaften sind innovative Gedanken, die viel Potential zur Reduzierung der Flächennutzung und der Steigerung von sozialen Zusammenleben bieten.

Man möchte Daniel Fuhrhop beim Lesen manchmal eine Tasse Tee reichen und sein Tempo etwas drosseln, denn trotz guter Beispiele, möchte man mehr wissen, Zusammenhänge näher erläutert bekommen oder zumindest an der richtigen Stelle Belege zu aktueller Wohnbauforschung finden um sie selbst nachlesen zu können. Diese fehlen meines Erachtens vor allem in den Einführungskapiteln. Das ist einer der wenigen Kritikpunkte. Als Inspiration und Übersicht über all die organisatorischen, stadtplanerischen und persönlichen Möglichkeiten den Flächenverbrauch und die Bauwut zu begrenzen ist, “Verbietet das Bauen” sehr geeignet und allen Bauämtern, Planungsbehörden und Initiativen dringend ans Herz gelegt.

Inhaltsverzeichnis:

1 Bauwut

2 Scheinbar ökologisch Bauen

3 Bauen ist unsozial

4 Bauverbot konkret

5 Verbietet den Abriss

6 Stadt umbauen 

7 Leerstand füllen

8 “Hört auf zu Bauen”

9 Umbauen hört nie auf

10 Mut zur Nähe

11 Umzug nach Düsseldorf-Nord

12 Lebendige Städte ohne Amazon und ECE

Anhang: 100 Werkzeuge für Wohnraum und mehr Platz im Bestand

Daniel Fuhrhop (2020): Verbietet das Bauen-Streitschrift gegen Spekulation, Abriss und Flächenfraß, oekom Verlag, München, Preis : 15,00 €

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