Wir waren am Sonntag auf dem Waldspaziergang im Danneröder Wald, der durch den Weiterbau der A49 zerschnitten werden soll. Die Strecke führt aber nicht nur durch den hessischen Mischwald bei Danneröd, sondern auch durch das FFH-Gebiet Herrenwald, das bereits seit Anfang der Woche gerodet wird. 85 ha Wald und Ackerflächen sollen bebaut werden, die Ausgleichsmaßnahmen sind teilweise beschämend kurzsichtig und beschränkt sich primär auf Deluxe- Nisthilfen für die bedrohten Arten. Ausreichender Ausgleich für die versiegelten Bodenflächen und Trinkwasserentstehunggebiete sind nicht vorhanden.Alle Einsprüche gegen die 40 Jahre alte Planung waren nutzlos, der Autobahnbau soll fortgesetzt werden. Seit einiger Zeit wird der Wald von Waldbesetzer:innen geschützt.Die Polizei hat ähnlich wie im Hambacher Forst mit Räumungen begonnen. Das Aktionsbündnis hatte für Sonntag zur Kundgebung mit Waldspaziergang aufgerufen. Neben dem Flächenverbrauch konzentrieren sich hier viele Themen, die politisch ungelöst sind und viele unterschiedliche Menschen motiviert politisch aktiv zu werden. Ein paar der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen wir euch vorstellen:
Jochen Kramer: “Ich erhoffe mir in Zukunft ein besonnenere und ökologischer Koalitionspolitik und dass sich die Grünen mit Herz gegen andere Politik wehren. Außerdem möchte ich eine ökologische Verkehrswende”, sagt Jochen Kramer, er ist Mitglied des BUND Hessen und zuständig für die Verfahren rund um die A49 in hessischen BUND-Landesvorstand. “Ich bin heute hier um Präsenz zu zeigen – denn wenn er nicht dagegen ist, der ist dafür – wie man so gerne sagt. Es ist meine Aufgabe hier zu sein. Denn egal ob wir am Amazonas oder in Danneröd, die Probleme sind die selben und wir müssen unsere ökologische Grundlage schützen.”
Jürgen, Corinna und Annette: “Wir waren vor 2-3 Wochen beim Waldspaziergang und wir denken, dass die Planung dieser Autobahn vollkommen aus der Zeit gefallen ist. Man zerstört damit nicht nur Bäume und Wasser, das Ganze hat eine Symbolik, die grausam und giftig ist.” Sagt Annette, die gemeinsam mit Mann und Tochter zum demonstrieren in den Danneröder Wald gekommen ist. “Alternativtrassen wurden nicht geprüft, neuen Erkenntnisse und Konzepte wurden überhaupt nicht diskutiert. Wir kommen aus Frankfurt, hier wird ebenso viel gebaut und alte Konzepte verfolgt. Der Klimawandel ist zwar in aller Munde, aber das Steuer ist noch lange nicht herumgerissen.” Tocher Corinna ergänzt. “ Wir sind hier weil es wichtig ist…” und Vater Jürgen meint:.. und weil sich Politik nur bewegt, wenn sie Angst um ihrer Wähler haben.”
Ralph Büchler: “Ich habe Bio und Landwirtschaft als Beruf, habe Bienen, bin Imker und Mitglied im BUND und kämpfe seit Jahren für einen sinnvollen Umgang mit Ressourcen und brauche die Autobahn nicht. Ein Bruchteil des Aufwands würde reichen um die Verkehrsprobleme zu lösen. Ich weiß nicht wo der Bauernverband steht und warum er hier keine Stellung bezieht, aber die Bauern hier können nur verlieren und machen sich und das regionale Wirtschaften durch die Autobahn überflüssig. Regional ist dann nicht mehr unbedingt der schnellste Weg, wenn Waren von überall her hier hergebracht werden. Außerdem bin ich Opa mit drei Enkeln und will dass es für sie eine gute Zukunft gibt. Alles gehört zusammen, Wald, Wasser und Boden. Ich bin Chef des Landesbienenverbands und da gehört dazu gehört dass wir Ressourcen schützen und trotzdem stehe ich als Landesbediensteter hier gegen das Land.
Anne, Maike und Laura ( nicht im Bild) : “In der Hoffnung, dass in einen vernünftigen ÖPNV investiert wird, statt Individualverkehr sind wir heute hier, “Weil der Schutz unserer Umwelt das Wichtigste ist, was ansteht. Wir sind ja noch nicht so alt und können schon massive Veränderungen sehen. Außerdem haben wir Schuldgefühle weil wir Wohlstand genießen, der soviel Leid in der Welt auslöst.”
“Konsum ist niemals nachhaltig und wir versuchen einen Beitrag zu leisten indem wir heute hier sind.”
“Es geht nicht nur um den Wald, das gesamte Prinzip. Gerade in Deutschland sind wir massiv mit Straßen vernetzt, es gibt keinen Ort an den man nicht kommt, in allen Städten ist alles versiegelt. Der Beginn der Rodung ist ein krasser Einschnitt da wollen wir ein Statement setzen weil man es nicht mehr mitansehen kann.”
Niko war für den BUND als Demo-Fotograf beim Waldspaziergang unterwegs. Hier könnt ihr Euch eine Bilderauswahl anschauen.